Chronik


In Anlehnung an einen von 1915-1945 existierenden Theater- und Mandolinenclubs namens „Edelweiß“ wurde 1948 der Theater- und Freundschaftsclub „Gasparone“ gegründet. Die Gründungsmitglieder haben in der Clubchronik ihre Ziele und den Zweck des Vereins klar definiert und dabei zwischen dem Dorf Elliehausen und den Mitgliedern wie folgt unterschieden:

für die Mitglieder:

Freundschaft pflegen zum Wohl einer großen Gemeinschaft. Jedes Mitglied muss Freund eines jeden Mitglieds sein

für das Dorf:

Traditionen bewahren, dörfliche Kultur erhalten und fördern, Unterhaltung geben und Gemeinschaft pflegen.

 

Die ursprünglichen Vorgaben für die Mitglieder sind angesichts der heute stattlichen Mitgliederzahl von 88 weitaus schwerer zu erfüllen als 1948 und in den Gründerjahren, als die Mitgliedszahl unter 10 lag und lange Zeit die 20 nicht erreichte, weil man sehr sorgfältig auswählte und eine einstimmige Aufnahme erforderlich war. Die Vereinsziele für das Dorf, das immerhin von damals 600 bis heute auf fast 3000 gewachsen ist, haben wir mit unseren Theatervorstellungen und die Wahrung der dörflichen Traditionen erreicht. Das haben wir mit der Ausrichtung und der aktiven Teilnahme bei Dorfgemeinschaftsabenden und bei der Kirmes immer wieder unter Beweis gestellt.

 

Anlässlich der Walpurgis-Feier am 30.4.2007 im Gasthaus Berge wurden Ulrich Fischer, Günther Ahlbrecht, Wilfried Grube, Karl Engel, Walter Linne und Karl Freise für 50-jährige Mitgliedschaft geehrt. Vier anwesende „Oldies“ erinnerten sich (Wilfried Grube und Walter Linne waren verhindert) an die Gründerjahre des Vereins in einem lockeren Gespräch mit Torsten Seebode und Gerd Frädrich und erzählten dabei über die Anfangsjahre des Theater- und Freundschaftsclubs Gasparone:

Unsere Oldies:

v. l.: Ulrich Fischer, Karl Engel, Günther Ahlbrecht, Karl Freise

Es fehlten: Wilfried Grube u.Walter Linne

 


„Die Gründung des Theaterclubs kam nicht spontan, sondern war schon längere Zeit in den Köpfen. Die Fortführung des Theater- und Mandolinenclubs „Edelweiß“ kam nicht in Betracht. Der Vereinsname „Edelweiß“ war tabu. Im April 1948 war es dann soweit. Bei Berge auf dem Saal war alles voll, also versammelten sich die Gründungsmitglieder Ulrich Fischer, Günther Ahlbrecht, Willi Ohm, Heinz Ahlborn, Helmut Klinge, Waldemar Pfahlert, Blessmann, sowie Wilfried und Reinhold Grube (der als erstes Vereinsmitglied verstarb) in der Küche. Die Wirtin Gertrud Berge (Mutter von Udo Berge) schlief in der Küche, während die oben genannten Männer beschlossen, einen Theaterverein zu gründen, um Theater zu spielen. Ulli Fischer schlug in Anlehnung an die gleichnamige Operette „Gasparone“ als Vereinsnamen vor, der dann auch angenommen wurde.

Als erstes wurde ein „Bunter Abend“ veranstaltet. Dann gab es „Tanz unter dem Weihnachtsbaum“. 1949 wurde von „Gasparone“ die 1. Kirmes nach dem Kriege ausgerichtet. Ein riesiges Fest. Im Umzug waren Festwagen, gezogen von Ochsen und Pferden. Einer von der Feuerwehr soll in Uniform auf einem Ochsen geritten sein. Aber Sinn und Zweck des Clubs waren nicht Tanzvergnügen, sondern von Anfang an das Theaterspielen.

 

Man ließ sich Theaterbücher schicken und entschied sich für Kleists „Der zerbrochene Krug“. Bei den Proben stellte sich aber heraus, dass das Stück zu schwer war und man führte dann „Robert und Bertram“ auf. Erster Spielleiter war zugleich der erste Clubvorsitzende Ulrich Fischer. Die Spielleitung wechselte allerdings von Jahr zu Jahr. Daneben gab es natürlich auch den Freundschaftsclub „Gasparone“. Jeden Monat war Versammlung und alle waren da. Eins der ganz traditionellen Vergnügen war der Tanz in den Mai am 30.04. Wie Ulrich Fischer sich erinnert, wollte auch die SPD immer ihren „Tanz in den Mai“ bei Berge durchführen. „Gasparone“ hatte aber Vorrecht in Elliehausen und die SPD musste nach Holtensen ausweichen.

 

Zurück zum Theaterspielen: Da damals als Clubmitglieder nur Männer zugelassen waren, musste man sich für weibliche Theaterrollen Schauspielerinnen ausleihen. Irene Hanna, war die erste, es folgten Lotti Uhlendorf, Gerda Friedrich, Meta Ahlbrecht und Edith Ahlbrecht am Teiche. Bei den Männern war Günther Ahlbrecht nur 1x als Mitspieler zu gewinnen, ansonsten war er aber jedes Mal wegen der Elektrik und Technik dabei.

 

Den Bühnenbau machten vor allem Hans Hofhammer und Berthold Kulle. Jeder hatte seine eigenen Ideen. „Was der eine aufbaute, riss der andere wieder ab“. Entscheidend aber war, dass beide am Ende immer eine ordentliche Bühne hinbekommen haben. Die Kulissen wurden vom Flughafen geholt und oben bei Berge auf dem Boden gelagert.

Auch außerhalb Elliehausens wurde gespielt. In Lenglern, Güntersen, Holtensen, Esebeck und Knutbühren. In Lenglern aber nur 1x, weil dort nur 1 Zuschauer war.

Den Oldies noch bestens in Erinnerung ist die Angewohnheit von Edmund Höhn, in Knutbühren sein Bier auf dem Kanonenofen zu wärmen.

Zu den freundschaftlichen Höhepunkten des Jahres gehörten die mit viel Alkoholgenuss verbundenen Himmelfahrtstouren. In lebendiger Erinnerung ist eine Fahrt mit dem Trecker nach Lödingsen. Dort fiel Paul Sousak vom Trecker und wurde vom Trecker überfahren. Er hat aber alles gut überstanden.

 

Die Mitgliederzahl blieb anfangs recht konstant. Die Anforderungen waren hoch: Erscheinen bei den Versammlungen war ebenso Pflicht wie die Mitarbeit bei Arbeitseinsätzen. Da die Aufnahme neuer Mitglieder einstimmig zu erfolgen hatte und viel Wert auf freundschaftliches Verhalten und Verständnis gelegt wurde, gab es nur wenig Bewerber und die Mitgliederzahl 25 wurde erst Mitte der 50er Jahre erreicht.

 

Noch einmal zurück zum Theaterspielen Anfang der 50er Jahre. Das Üben bei Berge erfolgte im eiskalten Saal. Die Vereinsmitglieder brachten Kohlen von Zuhause mit, damit der Saal beheizt werden konnte. Im Übrigen befeuerte man sich von innen. So ist in Erinnerung, dass in einem Jahr, in dem Udo Hortke Spielleiter war, Karl Engel von außen Cognac durch das Fenster reichte, der dann von den Mitgliedern und Gästen unterm Tisch ausgetrunken wurde. Der Gastwirt Willi Berge soll mehrfach sein Erstaunen geäußert haben, wie die Gesellschaft bei dem geringen Umsatz so ausgelassen sein konnte.

Zwei schon verstorbene Akteure genießen noch heute die Hochachtung unserer Oldies: Fritz Kuntzke für seine artistischen, zirkusreifen Leistungen am Seil und Werner Maas für seine Gesangsnummer „In 50 Jahren ist alles vorbei“.

 

Tatsächlich dauerte es aber gar nicht so lange, dann gab es einen großen Krach. Ursache waren teilweise große Probleme, ausreichend Zuschauer zu finden, weil das Fernsehen eine riesige Konkurrenz darstellte. Die „Schwarzwaldklinik“ und Edgar-Wallace-Stücke waren „Straßenfeger“ und Ulli Fischer setzte teilweise kurzfristig Änderungen der Aufführungszeiten fest, wenn Konkurrenz drohte. Das hatte Konsequenzen. Es kam nämlich einmal zu Meinungsverschiedenheiten über die Frage, ob gespielt werden sollte oder nicht.

 

Ulli Fischer hatte abgesagt und viele Schauspieler waren verstimmt und wollten nicht mehr spielen. Es trat dann eine große Spielpause von ca. 10 Jahren ein. Dann kam es zu einem Neubeginn mit Willi Ohm-Schrader als Spielleiter, dem dann später Rolf Reuter folgte.“ Soviel zu den Gründerjahren von „Gasparone“. Es ist doch schön, dass es noch Zeitzeugen gibt, die selbst berichten können.

Seit 1984 wird in jedem Jahr ein neues Theaterstück in Elliehausen und weiteren auswärtigen Spielstätten aufgeführt. Es wurde zur Tradition, die Theatersaison mit der Premiere jeweils am 1.Adventsonntag im Gasthaus Berge zu eröffnen. Das Zuschauerinteresse wuchs enorm, so dass schließlich bis 2018 jedes Jahr 5mal in Elliehausen gespielt wurde.

Leider stellte das Gasthaus Berge im Februar 2018 den Betrieb ein und der Theaterclub musste sich einen neuen Hauptspielort suchen, der wegen der vielen treuen Zuschauer möglichst ortsnah sein sollte. Für die Theatersaison 2018/19 bot uns das Landgasthaus Fricke in Lenglern seinen Saal an. Die vier Vorstellungen in Lenglern und die anderen Vorstellungen in Kirchgandern, Dramfeld und Bovenden waren ausverkauft.

 

Die Bühne im Landgasthaus Fricke in Lenglern erwies sich leider als zu niedrig. Erfreulicherweise wurde uns in Grone eine neue Spielstätte mit einer großen und hohen Bühne angeboten. Darüber freuen wir uns sehr, auch weil wir unter unseren Zuschauern in der Vergangenheit sehr viele „Fans“ aus Grone hatten. Wir werden in der neuen Theatersaison 2019/20 auf der neuen Bühne 5 Vorstellungen geben.

 

Gerd Frädrich